Mein Weg in der Fotografie - Lust und Laster
- michigoerg
- 14. Mai 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Feb. 2024
Ich weiß gar nicht wie lang es her ist, als ich meine erste Kamera kaufte. Bestimmt so an die 30 Jahre. Es war eine Spiegelreflex, Minolta X-300, Kleinbildformat. Als begeisterter Leser vom Playboy und Penthouse (ja, ich habe mich auch für die Bilder interessiert und nicht nur für die Stories) schwebte mir eine internationale Karriere als Aktfotograf vor. Aha. Heute schmunzel ich darüber. Das was die können kann ich auch, dachte ich mir. Weit gefehlt. die ersten Ergebnisse waren (natürlich) bildtechnisch eine Katastrophe. Also dann doch lieber eher knipsen als ernsthaft fotografieren. Die Leidenschaft ging dann etwas verloren. Erst als ich mal für ein paar Bilder VOR der Kamera stand packte mich die Fotografie erneut. Also zweiter Versuch HINTER der Kamera. Eine Canon EOS 450D als Einsteigermodel musste her. Ende 2015 fing ich an in meinem Bekanntenkreis zu shooten. Keine oder nur bescheidene Ahnung von Technik, Belichtung, Tiefenschärfe, Blende. "Learning by Doing" war die Devise. Die Ergebnisse konnten sich zwar teilweise sehen lassen, aber zufrieden war ich noch lange nicht. Der Ausschuss war einfach zu groß. Mir war aber klar dass ich nur besser werden konnte und hatte und habe dieses Ziel immer vor Augen.
Also besuchte ich zum ersten Mal einen Workshop der in zwei Bereiche aufgeteilt war. Dieser zweigeteilte Workshop von Andy Nirschl (Portrait) und Andreas Richter (Composing) im Dezember 2015 gab mir einen genialen Einblick und Einstieg in die Portraitfotografie und in das Erstellen und Bearbeiten von Composingbilder.
Entstehung eines Composings, das Grundlagenbild und das Endergebnis (Workshop 19.12.15 in Plattling mit Model Hany Phan)
Da das Erstellen von Composings für mich komplettes Neuland bedeutete und ein Buch mit sieben Siegel bis dato war, tat ich mich mit der Arbeitsweise und der Technik recht schwer. Da war mir die reine Portraitfotografie dann doch etwas lieber. Aber immer wieder startete ich Ausflüge in den künstlerischen Bereich dieses Genre. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft zum Lehrmeister und Mentor Andreas Richter, der mir viel beibrachte, eine Engelsgeduld bewies und mir immer mit Tipps und Tricks zur Seite stand. Ich besuchte viele Workshops zu diesem Thema bei ihm. Jeder dieser Workshops war ein Gewinn für mich. Ich lernte viele tolle "Kollegen" und Models kennen und mein Wissen steigerte sich von mal zu mal. Mittlerweile bin ich mit meinen Ergebnissen im Bereich Composing recht zufrieden, auch wenn ich weiß dass noch viiieeel Luft nach oben ist. Bezüglich meiner Erfahrung im Bereich Workshops schreibe ich demnächst einen gesonderten Blog.

Freund und Mentor: Andreas Richter
Die Portraitfotografie lief mit den Jahren immer besser, Rückschläge kamen auch und waren einkalkuliert. Ich hatte viele Amateur-Models vor der Linse. Gute und weniger gute. Talentierte und weniger talentierte. Leider auch einige, die sich nicht an Absprachen, auch an vertraglich fixierte, nicht hielten. Trotz einigem Ärger überwog aber das Positive. Aber wenn man der Meinung vieler Außenstehender und auch Leuten aus dem Bereich der Fotografie vertrauen konnte, so war ich wohl auf dem richtigen Weg. Es gab viel Lob, aber auch Tadel, teilweise konstruktiv, teilweise aber auch "unter der Gürtellinie". Wo Erfolg ist sind die Neider nicht weit, könnte ich jetzt sagen. Aber soweit will ich nicht gehen. Ich weiß mein Können einzuschätzen. Zumindest wurden die Anfragen nach Shootings immer mehr. Die "Aufträge" häuften sich. Auch die Anfragen wieviel Geld ich denn für dieses oder jenes Shooting verlange, Da stand ich nun mit der Frage, ob ich das nun gewerblich machen soll mit all seinen Vor- und Nachteilen, oder weiter die Fotografie als Hobby betreiben. Warum nicht mit meinem Hobby Geld verdienen, dachte ich mir. Bin ich gut genug? Aber muss ich das sein? Und welchen Vergleich soll ich ziehen? Die Bestätigung, dass viele ein Shooting mit mir wollten, auch gegen Entgelt, gab mir die Antwort dazu. Also, schnell mal ein Kleingewerbe angemeldet, etwas aufgerüstet was das Equipment und das Drumherum anging. Aufträge kamen tatsächlich, vom reinen Portraitshooting, über Familienfotos bis hin zur Königsdisziplin Hochzeitsfotografie.
Hochzeitsshooting Kloster Seeon mit Andrea & Rene im August 2018
Da ich dies nebenberuflich machte, einen Hauptberuf nachging, private Verpflichtungen zeitlich unterbringen musste, war meine freie Zeit sehr knapp. Denn das Shooting an sich war ja nicht so zeitaufwendig, die Nach- und Aufbearbeitung dafür umso mehr. Meine Aufträge hielten sich so im Rahmen, mal waren es mehr, mal weniger. Unterm Strich zwar ein lohnenswertes Geschäft in finanzieller Hinsicht, aber zeitlich gesehen für mich nicht wirklich erstrebenswert. Hinzu kam auch ein weiterer Aspekt für mich: bei Aufträgen ging ich auf die Wünsche der Kundschaft ein, eigene Ideen waren zwar willkommen, aber kamen nicht immer zum tragen. Die Shootings, bei denen ICH das fotografieren konnte, was ICH will, wurden immer weniger. Ausnahme waren dann Pay-Shootings, bei denen ich professionelle Models gegen Honorar buchte. Damit habe ich sehr gute Erfahrung gemacht. Ich hatte sehr gute Models vor der Kamera, die wussten was sie machten und klasse posen konnten. Das war mir das Geld wert. Gute Arbeit gegen gutes Geld.
Nach 3 Jahren gewerblicher Fotografie entschloss ich mich dann Ende 2019 dazu, das Gewerbe abzumelden. Der Freizeitwert lag für mich letztendlich höher, auch wenn ich weiterhin kleinere Aufträge annehme, für die ich aber kein Entgelt, sondern nur eine Aufwandsentschädigung, verlangen kann. Zurückblickend aber eine tolle Zeit, mit ebenso tollen Menschen und vielen genauso tollen Erinnerungen und Eindrücke. eine Zeit, die ich nicht missen möchte auf meinem bisherigen Weg. Aber es gilt wieder neue Wege zu beschreiten. Neue Erfahrungen sammeln, sich weiterentwickeln und ausprobieren. Eben MEIN Weg.
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